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einhorn über sein Engagement für mehr biologische Vielfalt im Kautschukanbau

Aktuelles

Praktisches Handlungsbeispiel:

einhorn über sein Engagement für mehr biologische Vielfalt im Kautschukanbau

Mitarbeitende auf der Plantage

Wie steht es eigentlich mit Kautschuk und Biodiversität und was versucht einhorn zu verändern?

Eigentlich ist es ziemlich crazy, dass der Anbau von Palmöl international riesige Aufmerksamkeit erfährt, aber kaum jemand etwas von den Bedingungen des Kautschukanbaus gehört hat. Zirka 90 % des weltweiten Kautschukanbaus finden in Südostasien statt, unter ähnlichen sozialen und ökologischen Bedingungen wie beim Palmöl. Dort, wo normalerweise tropischer Urwald steht, reihen sich über hunderte von Hektar Kautschukbaum neben Kautschukbaum, und zwischen den Baumreihen herrscht braune Leere – jedes noch so kleine Büschlein wird mit dem Einsatz von Agrarchemikalien niedergespritzt. Von Biodiversität kann da keine Rede mehr sein. Das wollen wir ändern, aber wie?

Schritt für Schritt kommen wir unserer Fairstainability-Mission mit einhorn näher. Nachdem wir unsere Lieferkette aufgedröselt und Transparenz geschaffen haben – von Kautschukplantagen über Latexaufbereitung zur Kondomproduktion – ging es ans Verstehen: Wieso bauen Kautschukbauern und Plantagenbesitzer die Bäume so an, wie sie es tun? Wie sind die Arbeitsbedingungen auf einer Kautschukplantage? Welche Agrarchemikalien werden eingesetzt und wieso? Welche Bedingungen stellt die Industrie an die Produzenten? Und noch vieles, vieles mehr...

Also ging es erstmal ums Verstehen, und jetzt? 

Wir konnten Vertrauen zu unseren Partnern entlang der Lieferkette aufbauen. Seit Frühjahr 2017 zahlen wir den Arbeiterinnen und Arbeitern auf der Partnerplantage eine Prämie in Abhängigkeit davon, wie viel sie aus den Bäumen zapfen. Dazu ritzen sie mit einem speziellen Messer die oberste Schicht der Baumrinde an, sodass der flüssige Latex aus dem Baum in Becher tropfen kann. Gleichzeitig verzichtet der Plantagenbesitzer auf den Einsatz von Agrarchemikalien. Stattdessen wird der Zwischenwuchs zwischen den Bäumen mechanisch geschnitten.

Solche Entwicklungen sind kein Selbstläufer und es braucht viel Überzeugungsarbeit. Nachdem wir im März dieses Jahres aus Malaysia zurückkamen, dachten wir, wir hätten den Plantagenbesitzer Mr. Tan so weit, die Plantage grüner werden zu lassen. Außer den Kautschukbäumen, die Reihe an Reihe stehen, hatte auf der Plantage eigentlich keine Pflanze eine Chance, wild zu wachsen. Jeder Busch und jeder Grashalm fiel Spritzmitteln wie Glyphosat zum Opfer, sodass der Zwischenraum der Bäume zwar „sauber“ war, aber auch sehr trocken und anfällig für Bodenerosionen. Als Mr. Tan dann einverstanden war, die Büsche nur noch mechanisch zu schneiden und nicht mehr komplett zu vernichten, waren wir super happy! Als wir im August wiederkommen, beichtete er, dass er gerade die komplette Plantage wieder gespritzt habe.

Wieso hat er das gemacht?

Er erklärte, dass er in den letzten Monaten wenig Zeit gehabt habe, auf die Plantage zu fahren und nach dem Rechten zu schauen. Seine anderen Geschäfte hätten viel Zeit in Anspruch genommen. Und als er dann nach einer ganzen Weile selbst wieder hingefahren sei, seien die Büsche so groß geworden, dass sich die Arbeiter*innen beschwert hätten. Die Büsche würden sie daran hindern, schnell von Baum zu Baum zu kommen, und Schlangen können sich in ihnen verstecken. Also, Büsche müssen sehr schnell weg.

Und wieso wieder gespritzt?

Er hat niemanden gefunden, den er fürs Schneiden hätte einstellen können. Keiner wollte den Job machen. Also hat er die Spritz-Gang losgeschickt und sie haben ratz-fatz die 80 ha bearbeitet.

Und dann?

Dann war's einfach wieder gut, vor Ort zu sein. Wir haben in einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Kondomfabrik erfahren, dass er aus dem Ort kommt, in dem die Plantage ist. Und dort kennt er jemanden, der als Gärtner arbeitet und mit solchen Schneidemaschinen umgehen kann. Yatim, der jetzt eingestellt wurde und seine Arbeit schon aufgenommen hat, hat früher auch als Tapper auf der Plantage gearbeitet und kommt aus demselben Dorf wie der Supervisor Hashim. Er kennt sich also super auf der Plantage aus und gehört quasi schon zum Team. Der Latexoutput ist gestiegen, die Plantage ist also produktiver als vorher und wird langsam grüner.

Was noch?

Auf dem Grundstück unseres Kondomproduzenten pflanzen wir gerade auf ca. 2,5 ha eine Best-Case-Mini-Biodiversitätsplantage. In drei verschiedenen Bereichen wollen wir den Weg aufzeigen vom herkömmlichen Monokultur-Kautschukanbau hin zu einem Agroforst-System, in dem auch Dschungelbäume Platz haben und die Kautschukbäume in einem Wald eingebettet sind. Eine Herausforderung dabei ist, an Baum- und Pflanzenarten heranzukommen, die nicht in jeder Baumschule wachsen. Die ersten Bäume wurden gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kondomfabrik im Rahmen eines Umwelttages gepflanzt. Wir sind gespannt, wie es da in drei Jahren aussehen wird!

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