Gemeinsam dem Insektensterben trotzen: 2. Tag der Insekten am 19. September in Aarau zieht 300 Gäste an
Über 300 Personen aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Naturschutz suchten am 2. Tag der Insekten Schweiz nach Maßnahmen gegen das Insektensterben. Bei der von Insect Respect (Reckhaus) und BirdLife Schweiz organisierten Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden, wie auf Worte konkrete Taten folgen.
Die Menge und Vielfalt an Insekten hat in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen. Die Gründe sind vielfältig, wie auch die Expertinnen und Experten am 2. Tag der Insekten Schweiz am 19. September 2019 in Aarau betonten: Einerseits verschwinden durch die intensive Landwirtschaft immer mehr Insekten aus unserer Landschaft, andererseits führen die zunehmende Überbauung und Zerschneidung der Lebensräume zum massiven Insektensterben.
«Respekt hört nicht bei Zwei- oder Vierbeinern auf. Jede und jeder kann und sollte jetzt etwas gegen das Insektensterben tun», sagte Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Geschäftsführer des Biozidunternehmens Reckhaus und Initiator von Insect Respect. Er selbst dreht sein Geschäftsmodell und kündigte an, sein Geld künftig im Wesentlichen mit der Anlage insektenfreundlicher Lebensräume verdienen zu wollen. Für seine nachhaltige Transformation hatte er am 10. September 2019 den Energy Globe Award Switzerland überreicht bekommen.
Prof. Dr. Josef H. Reichholf, Keynote-Speaker beim Tag der Insekten Schweiz und Schmetterlingsfachmann aus Bayern, stellte in seinem Referat fest: «Der Stickstoffdünger ist zum Erstick-Stoff der Artenvielfalt im Kulturland geworden. Pflanzenschutzmittel dezimieren Insekten zusätzlich, genauso aber auch unser maßlos übertriebene Sauberkeitswahn.» Dieser führt vielerorts dazu, dass insektenreiche Straßenränder zu Unzeit gemäht oder öffentliche Flächen mit Gift gespritzt werden.
Ulrich Veith, Bürgermeister von Gemeinde Mals im Südtirol, machte mit seiner Rede Mut und zeigte auf, wie es auch anderswo gelingen könnte, das Kulturland wieder insektenfreundlicher zu gestalten. «Wir wollten nicht warten, bis von den hohen Politikern etwas zum Schutz der Natur und der Insekten kommt, sondern innerhalb der Gemeinde selber etwas unternehmen.» Trotz viel Gegenwind ist es in Mals nun mit Unterstützung der Bevölkerung gelungen, auf allen landwirtschaftlichen und privaten Flächen der Gemeinde den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesetzlich zu verbieten. Heute finden dort Bioprodukte aller Art immer größeren Absatz.
Dass nicht nur die Politik, sondern jede und jeder Einzelne von uns gefordert ist, zeigte Erwin Meier-Honegger in seinem Referat auf. Als Geschäftsführer der Ernst Meier AG für Garten- und Terrassengestaltung steht er tagtäglich im Kontakt mit seinen Kundinnen und Kunden und konstatiert: «Es ist Knochenarbeit, Menschen vom Wert der Insekten zu überzeugen, doch es lohnt sich.» Damit es sich für die Gartenbaubranche auch finanziell lohnt, fordert er: «Es braucht ein Preisschild für die Biodiversität.»
Um nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen aufzuzeigen, diskutierten die Teilnehmenden in Workshops verschiedene Maßnahmen, wie sich Insekten am besten fördern lassen. Bei fast allen Workshops kristallisierte sich heraus, dass zuerst ein besserer Zugang zu den Insekten geschaffen werden sollte, zum Beispiel durch konkretes Sehen oder Erleben ihrer Schönheit und Vielfalt.
Der nächste Tag der Insekten findet im September 2020 in Berlin statt.
Weitere Informationen zum 2. Tag der Insekten Schweiz
Medienmitteilung zum Energy Globe Award an Insect Respect